Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Freiburg, 17.11.2021. Der SC Freiburg definiert sich nicht nur über einen guten Tabellenplatz in der Bundesliga sondern auch über sein gesellschaftliches Engagement. Mit dem Bau des neuen Fußballstadions nahe des Flugplatzes ergab sich die Chance, auch ein umfassend barrierefreies Stadion mit einer „Toilette für alle zu bauen.

„Neues Stadion ist ein Quantensprung in Sachen Barrierefreiheit.“

„Als Sportclub definieren wir uns nicht nur über Fußball“, so SC Präsident Eberhard Fugmann bei der offiziellen Eröffnung der „Toilette für alle“. Wichtig sei insbesondere das gesellschaftliche Engagement. „Es geht um Teilhabe und die Schaffung gleichberechtigter Chancen für Menschen, die es im Leben nicht so einfach haben“, betonte er. Das neue Stadion sei ein „Quantensprung“ gegenüber dem alten Dreisamstadion. Die Fußballfans im Rollstuhl seien nicht nur von den sportlichen Leistungen sondern auch durch die jetzt „hervorragende Sicht auf das Spielfeld“ begeistert. So gebe es jetzt insgesamt 144 Plätze für Rollstuhlfahrer im gesamten Umlauf auf allen Tribünen. Sitzplätze für die Begleitperson gebe es direkt neben den Rollstuhlplätzen. Zudem gebe es 13 barrierefreie Toiletten und nun auch noch eine „Toilette für alle“. Fugmann lobte insbesondere das Engagement des Behindertenfanbeauftragten Roland Raschke, denn: „Inklusion kann nur gelingen, wenn es Menschen gibt, die sich um andere kümmern.“ Wichtig ist Raschke auch eine gute Betreuung der Fans mit Behinderung, denn „mit vereinten Kräften könne man noch manches in der Zukunft bewegen.“

„Es war höchste Zeit für eine „Toilette für alle“, um den Stadionbesuch für Fans mit schweren Behinderungen komfortabler zu machen“, so Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach. „In der „Toilette für alle“ finden nun Fans, die aufgrund einer Behinderung oder Krankheit inkontinent sind und auf Windeln angewiesen sind, einen geeigneten Ort zum Wechseln der Inkontinenzartikel.“ Frühzeitig konnte man einen Konsens herstellen, dass ein neues Fußballstadion eine „Toilette für alle“ brauche. Dafür hatten sich auch die städtische Behindertenbeauftragte Sarah Baumgart, der Behindertenbeirat, die „Breisgau-Flitzer“, das Korczak-Haus Freiburg und viele weitere Aktive stark gemacht. Zunächst gab es aber auch Skepsis, denn: „für jede Umplanung verlangt der Generalunternehmer mehr Geld.“ Um die erforderliche Größe für die „Toilette für alle“ zu erreichen, musste der Sanitätsbereich des Roten Kreuzes etwas abgeben.

Im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg begleitet der Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung (LVKM) die Umsetzung der „Toiletten für alle“ im Land. Dabei handele es sich um besonders große Rollstuhltoiletten, die zusätzlich mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege, einem Patientenlifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und einem luftdicht verschließbaren Windeleimer ausgestattet sei, erläuterte LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl. Als einziges Bundesland fördere Baden-Württemberg die Schaffung von „Toiletten für alle“. So erhielt der Sportclub einen Zuschuss von rund 11.535 Euro. „Das ist eine Investition in Inklusion, die sich lohnt.“ Die offizielle Eröffnung im kleinen Kreis konnte gerade noch rechtzeitig für die letzten Heimspiele des Jahres 2021 gegen Frankfurt, Hoffenheim und Leverkusen in Betrieb genommen werden.

INFO
Die rund 10 qm große Rollstuhl-Toilette im Europapark-Stadion befindet sich in der Nähe des Eingangs E1. Sie ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren frei stehenden Pflegeliege für Erwachsene, einem Deckenlifter (Hebetuch vorhanden) sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Die Toilette ist während der Fußballspiele zugänglich.

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