Toiletten für alle
»changing places«
Baden-Württemberg

Stuttgart, 16.05.2018 –„Zusammenhalt stärken – Vielfalt gestalten“ lautet das Motto des 81. Deutschen Fürsorgetages in Stuttgart. Mit diesem Motto knüpft der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge an die aktuellen Debatten um Integration, Inklusion und den gesellschaftlichen Zusammenhalt als solchen. Beim „Markt der Möglichkeiten“ präsentierte der Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen das vom Ministerium für Soziales und Integration geförderte Projekt „Toiletten für alle in Baden-Württemberg“.

„Windelwechsel auf dem Fußboden? Nein, danke!“

„Jetzt reicht es! Wickeln auf dem Fußboden? Nein, danke!“ Die Demonstranten halten die Plakate mit diesen und anderen Aussagen hoch – und machen damit auf ein Problem aufmerksam, das in der Gesellschaft noch immer als Tabu gilt. Wer macht sich denn in der Bevölkerung auch Gedanken darüber, wie erwachsene Menschen, die inkontinent sind, unterwegs die Windeln wechseln? Eine stattliche Zahl der unterschiedlichen Menschen – von der Mama mit den Kleinkindern im Buggy, Frauen und Männer aller Altersgruppen, mit und ohne Behinderung, mit Gehhilfen, Skateboard, Fahrrad oder Rollstuhl. Und mitten drin in diesem Gewusel heißt die Lösung „Toiletten für alle“! Nein, die Demonstration ist nicht „echt“ sondern nur realitätsnah auf einem Stehtisch mit Spielfiguren in Szene gesetzt. Auf der Aktionsfläche des Messestandes des Ministeriums für Soziales und Integration konnte der Landesverband auf das wichtige Anliegen „Toilette für alle“ präsentieren. Beeindruckt zeigte sich Julia Braune, Referentin für Soziales beim Gemeindetag Baden-Württemberg. Erklärungen zuhauf lieferte Inklusionsbotschafter Pierre Mayer und schon war er mitten im Gespräch mit Besuchern aus nah und fern. „Wir haben unterwegs auf dem Parkplatz auch das Auto schon so geparkt, dass die geöffneten Türen einen Sichtschutz geben, damit unsere Assistenten uns zwischen den Autos auf dem Fußboden versorgen konnten. Lieber ein paar Steinchen am Hintern als stundenlang in vollen Windeln im Rollstuhl sitzen müssen“, erzählt Mayer aus seinem Alltag. „Die Alternative wäre, dass wir alle zuhause bleiben und gar nicht raus gehen.“ Die Besucher reagierten betroffen: „Das geht doch nicht, auf dem Fußboden wickeln!“ „Unwürdig“ lauteten viele Kommentare – und schnell kam die Frage hinterher, „was können wir tun?“

„Werden Sie Botschafter!“

Haben Sie Lust, Botschafter zu werden für „Toilette für alle“? Inklusion beginnt im Teig. Backen Sie doch einfache Inklusionskekse und werben Sie für unser Anliegen!“ lautet die Antwort von Jutta Pagel-Steidl und Helga Vazquez vom Landesverband. Um auf eine etwas andere Art für „Toilette für alle“ zu werben, hat der Landesverband Keksstempel mit dem Logo „Toilette für alle“ fertigen lassen. Zusätzlich gibt es ein Rezeptheft für einfache Stempel-Kekse. Ob süß oder salzig, Vollkorndinkel oder vegan, Schoko oder Vanille – für jeden Geschmack gibt es die passende Variante. Die Idee kam bei den Besuchern gut an: „einmalig!“ „Ich werde mit meiner Schulklasse Kekse backen.“ „Eine tolle Aktion!“ „Ich höre heute erstmals von „Toiletten für alle“. Aber ich nehme das Anliegen mit, denn wir planen in unserer Stadt eine neue Toilettenanlage. Da muss sowas unbedingt noch rein.“

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